Was in Deutschland für Bundespolitiker und gar viele Landespolitiker „normal“ ist, wird in Dänemark in den Medien erwähnt. Für Dänemark ist es ein Rekord, auch wenn es ist kein Anlass zum Feiern ist, denn seit 20 Jahren muss der dänische Politiker Naser Khader der Konservativen Volkspartei unter dem Schutz von Leibwächtern leben. Kein anderer dänischer Politiker stand bisher über einen so langen Zeitraum unter Polizeischutz.

Khader, der als Konservativer den Wahlkreis Østjylland (Ostjütland) vertritt, musste erstmals im September vor 20 Jahren unter Polizeischutz gestellt werden, nachdem er sein Buch „Ære og Skam“ (Ehre und Scham) veröffentlichte, das in muslimischen Kreisen als Provokation des Islams und aller Gläubigen dieser Religion angesehen wird. Zehn Jahre später wurde Khaders Polizeischutz sogar noch verstärkt  – im Zuge der „Mohammedkrise“ in Verbindung mit der Veröffentlichung der „Mohammed Karikaturen“  der Tageszeitung „Jyllands Posten“ am 30. September 2005. Seitdem wird Khader 24 Stunden lang täglich von  Leibwächtern bewacht.

Doch der massive Polizeischutz hat auch Konsequenzen für die ganze Familie, denn er beeinflusst nach seinen Worten sowohl den Alltag als auch jede Spontanität. „Inzwischen ist er leider Teil unseres Alltages geworden, und man hat sich schon daran gewöhnt, aber es bedurfte anfangs viel Geduld“, sagt Khader, der sich auch baulich auf seine neue Gefährdungslage einstellen musste, denn in seiner eigenen Wohnung musste ein spezieller Sicherungsraum errichtet werden.

Das konnte unser damals zehnjähriger Sohn überhaupt nicht verstehen, meint der Politiker und ein anderes Beispiel ist der Restaurantbesuch unserer 16-jährigen Tochter, denn als sie kürzlich zwei getrennte Tische für jeweils zwei Personen in einem Restaurant bestellen wollte, musste sie diese Bestellung dem Restaurantinhaber erst einmal langwierig erklären.

Will Khader mit einem Freund nur mal kurz irgendwo ein Bier trinken, müssen seine PET-Leibwächter zuerst das Lokal untersuchen und ihn dann über vorhandene Notausgänge informieren. Dennoch sieht sich Khader nicht als Opfer und wünscht deshalb auch kein Mitleid. „Ich habe selbst gewählt, mich in die öffentliche Debatte einzumischen, und wenn man dies tut, dann muss man auch die Konsequenzen tragen.“

Naser Khader kam 2001 erstmals ins Folketing für die Radikale Venstre Partei, 2007 zog er dann für die von ihm gegründete Neue Allianz ins Parlament ein, und seit der letzten Wahl im Juni 2015 ist er Abgeordneter der Konservativen Volkspartei auf Christiansborg.

von

Günter Schwarz – 14.08.2016