Sicher kennen viele den Ausspruch „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“. Er fällt oft und wird eigentlich auch nie in Frage gestellt; aber stimmt das wirklich immer? – Was passiert eigentlich beim ersten Zusammentreffen von Menschen, die bis dahin noch fremd zueinander waren?

Der Gründer und Geschäftsführer des Business Clubs Hamburg, Peer Arne Böttcher, schreibt in seinem Buch „Hand drauf“ vom nullten Eindruck. Das ist im Grunde eine sehr kluge Formulierung, denn vor der persönlichen Begegnung mit einem Menschen informieren wir uns ja meistens schon vorher nach der Person und suchen nach Spuren, die der- oder diejenige irgendwo hinterlassen hat. Entweder fragen wir jemanden aus deren Bekanntenkreis, wenn es möglich ist, oder wir recherchieren anderweitig „offline“. Sehr häufig begeben uns aber auch auf die „digitale Suche“ und in den meisten Fällen werden wir erfolgreich sein und können uns ein ungefähres Bild von dieser Person machen.

Ein Bild sagt oft mehr als tausend Worte

Ob beim nullten oder ersten Eindruck spielt die Optik spielt einfach eine entscheidende Rolle. Das ist bei einer persönlichen Begegnung ebenso wie beim ersten Zusammentreffen im Netz. Das Äußeres ist wichtig! Sorgen sie deshalb also für professionelle Fotos im WWW und reduzieren sie ihre „Spaß-und Partybilder“. Wichtig in diesem Zusammenhang sind da natürlich die sozialen Netzwerke. Achten sie auch hier auf sich und ihr Image. Gehgen sie lieber etwas zurückhaltender mit Bilderfreigaben um, als Jahre später reuevoll „Ach hätte ich doch damals…“ zu sagen.

Ego-Googlen

Ist ihnen das ein Begriff? Damit ist digitale Recherche in eigener Sache gemeint. Machen sie sich auf die Suche nach ihren eigenen Datenspuren im Netz und überlegen sie, welchen Eindruck sie Außenstehenden mit ihrer Präsentation vermitteln. Ist es genau das, was sie wollen oder werden dort Facetten ihrer Persönlichkeit dargestellt, die Ihnen unangenehm oder gar peinlich sind? Gestalten sie ihr Datenprofil deshalb ganz bewusst und denken sie stets daran: Das Internet vergisst nichts!

Der Sympathie-Faktor

Sympathisch oder nicht, diese Entscheidung fällt innerhalb weniger Sekunden. Amerikanische Forscher fanden heraus, dass ein kurzer Blick auf ein Foto schon genügt, um zu entscheiden, ob die abgebildete Person sympathisch, vertrauenswürdig oder inkompetent ist. Mehr als eine Zehntelsekunde brauchten die Studienteilnehmer nicht, um ihre Entscheidung zu treffen.

Es ist also höchste Zeit, einmal einen kleinen Sympathie-Check zu machen und zu überlegen, wie wir selbst auf andere wirken. Wirken wir offen und freundlich, mürrisch und gelangweilt, interessiert aber schüchtern oder wie weiter?

Eine Frage der Persönlichkeit

Natürlich spielen auch das Auftreten, unsere Stimme und die Wortwahl eine wichtige Rolle. Aber wirken wir nicht auch über diesen ersten Augenblick hinaus? Oft kann man sich in den ersten Minuten gar kein richtiges Bild vom Anderen machen, weil er (oder sie) in seiner Persönlichkeit eher abwartend und zurückhaltend ist und erst einmal mit den Menschen warm werden muss, ehe er sich ihnen öffnen kann.

Der Bauplan jedes Einzelnen ist unterschiedlich und individuell. Jeder hat seine persönlichen Stärken und Schwächen, reagiert anders auf sein Umfeld und nimmt dieses unterschiedlich wahr. Davon kann jeder ein Lied singen, der einmal in einem Haushalt mit Kindern in der Pubertät gelebt hat. Die Wahrnehmung, was „ordentlich“ angezogen oder ein „aufgeräumtes“ Zimmer bedeutet, kann hier ausgesprochen völlig unterschiedlich sein.

Es macht also durchaus einen Sinn, sich einmal mit der eigenen Persönlichkeit zu beschäftigen und zu überlegen, wo die eigenen Schwächen und Stärken liegen. Genau das tun nämlich erfolgreiche Persönlichkeiten. Sie denken genau darüber nach, wer sie sind und wie sie sich verhalten. Sie entwickeln ihr inneres Potenzial gezielt weiter.

Dem inneren Potenzial auf der Spur

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, mehr über sich selbst herauszufinden. Gespräche mit Menschen, die einem nahe stehen, können sehr aufschlussreich sein, aber auch Fachliteratur oder Tests im Internet oder in Papierform können weiterhelfen.

Machen sie sich auf die Suche nach Ihrer persönlichen Mischung. Finden Sie heraus, was sie motiviert, in welcher Umgebung sie sich am wohlsten fühlen, mit welchen Menschen sie am besten klarkommen und unter welchem Führungsstil sie zur Höchstform auflaufen. Beschäftigen sie sich aber auch mit Ihren negativen Eigenschaften, denn Rechthaberei, Oberflächlichkeit oder übertriebene Vorsicht bringen sie nicht weiter und stören auch noch den Umgang miteinander.

Am Ende werden sie ein klareres Bild von sich selbst haben und können nun beginnen, Schritt für Schritt Veränderungen einzuleiten.

Ohne Fleiß kein Preis

Solche Veränderungen sind harte und unermüdliche Arbeit und nicht in kurzer Zeit zu schaffen, aber wer systematisch vorgeht und eins nach dem anderen abarbeitet, wird bald von ersten Erfolgen belohnt.

Und wenn sie Ihr eigenes Profil gut kennen, ist der nächste Schritt, sich mit den Anderen zu beschäftigen. Reagieren sie souverän und wertschätzend auf Menschen mit einem anderen Verhaltensstil und lassen sie sich auf die Unterschiedlichkeit ein. Dann werden sie sich nicht länger über den Kollegen XY ärgern, der immer sofort Ergebnisse haben möchte, weil sie auch wissen, dass er mutig und entschlossen das gemeinsame Projekt verteidigen wird.

Der Lohn der Mühe

Im Laufe der Zeit wird sich ihr inneres Potenzial immer weiterentwickeln und auch Einfluss auf ihre Außenwirkung nehmen. Sie werden noch souveräner auftreten und Ihre Fähigkeit zur Empathie wird sie zu einem gefragten Gesprächspartner machen.

Und damit wären wir dann wieder beim ersten Eindruck. Egal, ob erste oder zweite Chance – ihre Wirkung auf andere Menschen hängt auch davon ab, wie gut Sie sich selbst kennen und wie sie mit diesem Wissen umgehen.

von

Günter Schwarz – 15.08.2016