Es geschah an dem besagten Tag leider nichts, was mit dem zu vergleichen ist, was bei unserem Nachbarn Schweden passierte und was auch uns Dänen sehr berührte.

Die populäre schwedische Außenministerin Anna Lindh, die am 19. Juni 1957 im Stockholmer Arbeitervorort Enskede geboren worden war, wurde am 10, September 2003 in Stockholm ermordet.

Im Jahre 1982 schloss sie ihr Jurastudium ab. Von 1984 bis 1990 führte sie die sozialdemokratische Jugendorganisation, Unga örnar. Seit 1982 saß sie im schwedischen Reichstag und fungierte ab 1990 als Kulturdezernentin von Stockholm.

Ihre Arbeit als Regierungsmitglied begann Anna Lindh 1994 im Umweltministerium und 1998 übernahm sie das Außenministerium in der Regierung von Ministerpräsident Göran Persson. Wegen ihrer Kompetenz und Popularität war sie schnell als dessen künftige Nachfolgerin im Gespräch.

Im ersten Halbjahr 2001 machte sie sich durch ihre professionelle Amtsführung als Präsidentin des Rats der Europäischen Union auch international einen Namen.

Ohne Leibwächter hatte sich Anna Lindh am Nachmittag des 10. September 2003 in der Damenabteilung des Stockholmer Kaufhauses NK (Nordiska Kompaniet) begeben, als sie Opfer eines Attentäters wurde, der sie mit einem Messer niederstach. Trotz intensiver ärztlicher Bemühungen im Krankenhaus führten die inneren Blutungen am darauffolgenden frühen Morgen zu ihrem Tod. Sie hinterließ ihren Ehemann, den früheren schwedischen Innenminister Bo Holmberg, und zwei Söhne.

Bereits kurz nach dem Mord und nach intensiver Suche nach einem Verdächtigen im wurde der zu diesem Zeitpunkt 25-jährige Mijailo Mijailović festgenommen, ein Serbe, der zu diesem Zeitpunkt allerdings auch die schwedische Staatsbürgerschaft besaß. Nach langem Leugnen der Tat gab er am 7. Januar 2004 zu, der Täter zu sein; genauere Angaben machten er und sein Anwalt zunächst jedoch nicht.

Ein politisches Motiv stand nicht hinter dem Attentat, wie die polizeilichen Ermittlungen ergaben. Zumindest aber wurde Mijailovic von seinem Anwalt als geistig verwirrt dargestellt. Der Anwalt behauptete, er habe bereits vor dem Attentat um psychiatrische Hilfe ersucht, die ihm aber verwehrt worden sei. Mijailovic selbst behauptete, er habe Frau Lindh nicht töten wollen, innere Stimmen hätten ihm die Tat befohlen. Ein psychiatrisches Gutachten Mitte Januar 2004 bescheinigte dem Täter jedoch volle Schuldfähigkeit zu. Am 23. März 2004 wurde Mijailo Mijailovic vom Stockholmer Amtsgericht zu lebenslanger Haft verurteilt.

von

Günter Schwarz – 10.09.2016