Während Kritiker oft kein gutes Haar an Facebook lassen, entstehen innerhalb des weltweit führenden sozialen Netzwerkes kleine Oasen der Nützlichkeit. Auf Seiten und in Gruppen schließen sich Menschen mit gemeinsamen Interessen zusammen und bieten so einen deutlichen Mehrwert an Information. Kostenlos, freiwillig und nicht werbefinanziert.

Allem voran finden sich immer mehr Städte-Gruppen, die Nutzer sinnvoll binden. Unter [Stadt]book, oder abgekürzten Variationen, findet man in der Regel seine Stadt – und darin eine ganze Menge nützlicher Information aus der Region.

Einem Test halten nicht alle dieser Gruppen stand. Auffällig dabei ist jedoch, dass der Norden die Idee besser umzusetzen versteht, als Städte im Süden. Die Größe der Stadt sagt dabei auch nichts über die Beteiligung aus: Während Hamburg in seiner Facebook-Gruppe hambook nur 1.496 Hamburger vereint, liegt flensbook mit seinen 40.660 Nutzern schon deutlich darüber. Spitzenreiter im Norden ist kielbook mit 60.160 Facebook-Usern.

Das Sprichwort »Viele Köche verderben den Brei« trifft dabei im Norden nicht zu. Während hambook überwiegend von Werbespammern lieblos bepflastert wird, tauschen sich die Flensburger und Kieler in ihren Stadtgruppen sehr rege und informativ aus. Und das in einem, für das Internet nicht selbstverständlichen, moderaten Umgangston. Während man in den Kommentarspalten von News- und Medien immer wieder mit einem sehr ruppigen Ton rechnen muss, laufen die Diskussionen innerhalb dieser Stadtgruppen sehr glimpflich ab. Zwar wird hier und da gern kontrovers diskutiert – digitale Schlägereien bleiben dabei aber weitestgehend aus. In Sachen Freundlichkeit punktet kielbook ganz deutlich vor seinen Mitbewerbern.

Ob in einem Stadtteil der Strom oder das Internet ausgefallen ist, komische Geräusche in der Nacht, verlorene und gefundene Gegenstände, kranke Haustiere, Kleinanzeigen oder die Suche nach neuen Freunden und Bekannten – in den Stadtgruppen von Kiel und Flensburg wird man binnen kürzester Zeit eine helfende Antwort finden. Keine Frage ist zu dumm, bzw. die Antworten immer in einem angemessenen Ton. Pro-Tipp: wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

Der Norden macht Reklame. Dabei nicht von findigen Werbestrategen konzipiert, sondern ganz einfach privat – freiwillig – norddeutsch – herzlich.

Wir grüßen Hannover an dieser Stelle, die mit ihrem hannoverbook etwas nachziehen. Die Gruppe hat ein Mitglied. Aber so hat kielbook wohl auch einmal angefangen.

von
Michael Schwarz – 21.09.2016