(Rendsburg) Die jetzt in Betrieb gegangene automatische Höhenkontrolle vor den Einfahrten zum Rendsburger Kanaltunnel führt zu Sperrungen in Serie und löst nur noch Ärger, Wut und Frust bei den Autofahrern aus.

Der Ärger am Rendsburger Kanaltunnel nimmt kein Ende. Die neue Höhenkontrolle führt besonders zu den Zeiten des Berufsverkehrs, wenn sich Pendler auf zur Arbeit machen oder am Abend wieder auf dem Heimweg sind, in der Regel zu chaotischen Szenen vor den Zufahrten zum Tunnel. Seit Inbetriebnahme der sanierten Oströhre vor einer Woche registrierte die Polizei mehr als 40 Sperrungen – das sind so viele ungeplante Störungen des Verkehrsflusses, wie sie vor der Sanierung in einem Jahr vorkamen.

Leidtragende sind vornehmlich Tausende Berufspendler und Unternehmen aus der Rendsburger Region und aus dem mittleren Schleswig-Holstein. Für sie steht als Alternative lediglich die Rader Hochbrücke als landgebundene Ausweichstrecke zur Verfügung und die hat auch schon seit Jahren „ihre Macken“. Die zum Tunnel nächstgelegen Fähren wie die Fähren Nobiskrug, Sehestedt in Richtung Norden sowie die Fähre Breiholz in Richtung Süden haben nicht die Kapazitäten, den Verkehr wirksam zum entlasten.

Die Arbeiten am Kanaltunnel wurden 2011 aufgenommen und hätten nach vorheriger Planung Ende 2013 beendet sein sollen. Doch jetzt im Jahr 2016 ist immer noch kein Ende abzusehen. Derzeit ruhen alle Arbeiten an der Baustelle vollkommen. Die für das Projekt zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung verhandelt momentan erst einmal (in aller Ruhe) mit den Baufirmen über einen Zeitplan für die Sanierung der Weströhre. Die ursprünglich eingeplanten Baukosten von 25 Millionen Euro wurden schon jetzt um mehr als das Doppelte überschritten.

Der Unternehmensverband Nord beziffert den wirtschaftlichen Schaden durch das Tunnel-Fiasko mit rund 50.000 Euro pro Tag. Grund für die jüngsten Sperrungen waren Lkw, die das gesetzliche Höchstmaß von vier Metern überschritten. Die meisten durften die Fahrt, nachdem sie von der Polizei überprüft worden waren, fortsetzen. Zu Staus kam es dennoch, denn je Fahrtrichtung steht nur eine Spur zur Verfügung, die der „Brummi“ stets voll blockiert.

Gestern wurde der Versuch unternommen, die Lichtschranken der Höhenkontrolle leicht nach oben zu verändern. Ob sich dadurch etwas verbessern wird, muss bezweifelt werden, zumal die Höhenkontrolle möglicherweise falsch platziert wurde. Vor dem Elbtunnel zum Beispiel können ertappte „Höhensünder“ die Autobahn 7 noch in Fahrtrichtung verlassen, was in Rendsburg nicht möglich ist. Löst die Kontrolle vor dem Kanaltunnel aus, steht ein betroffener 18-Meter-Sattelschlepper auf der Bundesstraße  77 in der Sackgasse und kann weder vor noch zurück – und wenden beziehungsweise von der Fahrbahn abfahren kann er schon gar nicht!

Der TV-Sender RTL widmet sich demnächst am 19. Oktober um 20:15 Uhr in der Satiresendung „Mario Barth deckt auf“ dem Debakel mit dem Rendsburger Kanaltunnel, um auf das „Können“ der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung und auf die damit verbundene drastische Steuerverschwendung satirisch aufmerksam zu machen. (Sh-UgeAvisen berichtete)

von

Günter Schwarz – 08.10.2016