(Chemnitz) – Der in Leipzig unter Terrorverdacht festgenommene Syrer Jaber Albakr sollte offenbar im Auftrag der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland angreifen. Das sagte der Präsident des deutschen Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, gestern Abend der ARD.

„Wir hatten Hinweise – nachrichtendienstliche Hinweise – dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte. Zuletzt konkretisierte sich dies mit Blick auf Flughäfen in Berlin.“

Schon Anfang September habe es Hinweise gegeben, dass der IS einen Anschlag auf Infrastruktureinrichtungen in Deutschland geplant habe. „Wir haben – man kann sagen – bis Donnerstag letzter Woche gebraucht, um herauszufinden: Wer ist dafür in Deutschland verantwortlich?“, sagte Maaßen.

Die Ermittlungsbehörden hatten gestern bekanntgegeben, dass der Syrer wohl eine Bombe oder eine Sprengstoffweste bauen wollte. Insgesamt wurden bei ihm in der von einem Komplize angemieteten und von ihm genutzten Wohnung in Chemnitz rund 1,5 Kilo hochexplosiven Sprengstoffes und weiteres Material gefunden.

Die Ermittler gehen davon aus, dass er Kontakte zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) hatte. Die Vorgehensweise und das Verhalten des Verdächtigen sprächen derzeit für einen „IS-Kontext“, sagte der Präsident des LKA Sachsen, Jörg Michaelis, am Montag in Dresden. Der Mann habe an einem „Sprengsatz möglicherweise in Form einer Sprengstoffweste“ gearbeitet, sagte Michaelis weiter. Er habe „im Internet Recherchen zur Herstellung von Sprengsätzen durchgeführt und sich entsprechende Grundstoffe beschafft“.

Auch der mögliche Komplize des Hauptverdächtigen Albakr, der 33-jährige Mieter der Wohnung in Chemnitz, in der sich der Sprengstoff befand, kam in Untersuchungshaft. Vom deutschen Verfassungsschutz wurden unterdessen Spekulationen über mögliche Anschlagsziele bestätigt. Der festgenommene Hauptverdächtige wollte demnach wohl einen Flughafen in Berlin attackieren, wie Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen sagte.

Am Samstag war Albakr dem Zugriff in Chemnitz entkommen. Die Beamten gaben in dem Plattenbauviertel einen Warnschuss ab und sahen ihn auch, konnten ihn aber nicht fassen. Das Landeskriminalamt wies Vorwürfe zurück, es sei eine Panne passiert. In dem noch nicht geräumten Haus habe man zu Recht Sprengstoff vermutet, sagte ein LKA-Sprecher. „In so einer Situation können wir nicht ins Risiko gehen.“

von

Günter Schwarz – 11.10.2016