Man braucht einen brisanten Fall, ein brisantes Zitat, eine angeblich seriöse Quelle für Fake News – das ist alles. Das musste auch Renate Künast am eigenen Leib erfahren. Die Grünen-Politikerin Renate Künast geht jetzt per Strafanzeige gegen eine Falschnachricht bei Facebook vor. Ihr sei ein falsches Zitat zugeschrieben worden. Künast kritisierte im „Spiegel“ das Online-Netzwerk zudem scharf: „Solche Fake News müssten künftig umgehend gelöscht werden.“

In dem Fall geht es um ein Foto und ein angeblich von Künast stammendes Zitat, das im Zusammenhang mit dem Mord an einer Freiburger Studentin und der Festnahme eines Verdächtigen auf diversen Facebook-Seiten wie „Widerstand deutscher Patrioten“ verbreitet wurde. Der Bundestagsabgeordneten sei auf diversen Seiten ein gefälschtes Zitat zugeschrieben worden, berichtet der „Spiegel“. Demnach soll sie über den mutmaßlichen Studentinnen-Mörder von Freiburg gesagt haben: „Der traumatisierte junge Flüchtling hat zwar getötet, man muss ihm aber trotzdem helfen.“

Eintrag erst nach drei Tagen gelöscht

Die Falschnachricht sei mit der Quelle „Süddeutsche Zeitung“ versehen worden. Wie der „Spiegel“ berichtet, habe Künast zunächst versucht, mit einem Post auf der eigenen Facebook-Seite die Sache klarzustellen. „Dieses Zitat ist frei erfunden“, schrieb sie dort, „so werden Fake News produziert.“ Parallel dazu versuchte die Politikerin, das Unternehmen auf die Falschmeldung aufmerksam zu machen.

Künast übte scharfe Kritik an Facebook, das erst gut drei Tage nach dem Eintrag die Falschnachricht auf der „Widerstand“-Seite gelöscht habe. Sogenannte Fake News müsste künftig umgehend nach Meldung gelöscht werden, sagte die Juristin Künast dem Hamburger Nachrichtenmagazin. Dafür entschuldigte sich Facebook per E-Mail am Donnerstag bei der Bundestagsabgeordneten.

Fake News müssten künftig umgehend nach Meldung gelöscht werden, sagte die Juristin Künast dem Nachrichtenmagazin. In solchen Falschmeldungen sehe sie nicht zuletzt nach den Erfahrungen im US-Wahlkampf auch eine Gefahr für den Bundestagswahlkampf im nächsten Jahr. Mittlerweile hat die Politikerin Strafanzeige gegen die Macher der „Widerstand“-Seite sowie gegen unbekannt gestellt.

Dem „Spiegel“ zufolge will die CDU ihre Wahlkampfbeobachter mit dem Aufspüren falscher Nachrichten im Internet beauftragen. „Das Phänomen Fake News könnte auch im Bundestagswahlkampf eine große Rolle spiele“, sagte Generalsekretär Peter Tauber dem Bericht zufolge mit Blick auf das nächste Jahr.

In Freiburg war im Oktober eine 19-jährige Medizinstudentin vergewaltigt und getötet worden. Als mutmaßliche Täter wurde ein 17-Jähriger verhaftet, der als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aus Afghanistan eingereist war.

von

Günter Schwarz – 11.12.2016