(Berlin) – Das „Prunkstück“ deutscher Baukunst, deutscher Ingenieursleistungen und deutschem Organisationstalents, der Hauptstadtflughafen BER wird auch in diesem Jahr mit Sicherheit nicht eröffnet. Grund sind technische Probleme etwa bei der Steuerung von Türen im Hauptterminal und weitere Probleme mit den Sprinkleranlagen. Die Sondersitzung des Aufsichtsrats wird um 14 Tage verschoben.

Am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg drohen weitere Verzögerungen, die eine Öffnung in diesem Jahr endgültig unmöglich machen. Nach Medien-Informationen funktionieren derzeit nur etwa 20 Prozent der insgesamt 1.400 Automatiktüren fehlerfrei. Bei 80 Prozent der Türen muss den Angaben zufolge die elektronische Ansteuerung korrigiert und zum Teil neu verkabelt werden. Die Automatiktüren im Terminal dienen nicht nur als Sicherheitsschleusen, sondern sind vielfach auch Bestandteil der Entrauchungsanlage. Die Korrektur der Fehler ist damit schwierig und dürfte viel Zeit in Anspruch nehmen.  

Darüber hinaus haben sich bei der Abnahme des sogenannten Südpiers neue Probleme mit der Sprinkleranlagen ergeben. Ähnliche Schwierigkeiten sind nun auch im Hauptterminal zu erwarten. Flughafenchef Karsten Mühlenfeld hatte schon Anfang Januar in seinem monatlichen Fortschrittsbarometer mitgeteilt, dass es Ende 2016 auf der Baustelle kaum noch voranging.

Aufsichtsratssitzung am Montag verschoben

Für den Start des BER noch in diesem Jahr hätte die bauliche Fertigstellung des Terminals bis Ende Januar erfolgen müssen. Schon seit Dezember hatte sich abgezeichnet, dass die geplante Eröffnung des drittgrößten deutschen Flughafens 2017 nicht mehr zu schaffen ist. Offiziell hielt der Flughafen aber noch an dem Zeitplan fest.

Die ursprünglich für kommenden Montag anberaumte Sitzung des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft ist inzwischen verschoben worden – um 14 Tage, wie eine Senatssprecherin am Dienstag sagte. Grund sei, dass noch nicht beschlossen sei, wen die neue Landesregierung in den Flughafen-Aufsichtsrat entsende.

Die Sondersitzung des Aufsichtsrats war anberaumt worden, weil die Zahl der Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium von fünf auf zehn steigen soll. Sie wären damit gleich stark vertreten wie die Vertreter der Eigentümer der Flughafengesellschaft, die den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund gehört. Hintergrund ist die steigende Beschäftigtenzahl der Flughafengesellschaft.

Zu einer weiteren Verschiebung der Flughafen-Eröffnung gab es aus dem rot-rot-grünen Senat am Dienstag keine Stellungnahme.

CDU will Kompetenz und Expertise im Aufsichtsrat

Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Oliver Friederici, forderte nach Bekanntwerden der neuen technischen Mängel vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller schnellstmöglich Klarheit zu schaffen, auch darüber, wer künftig das Land Berlin im Aufsichtsrat vertreten solle. Wie er am Dienstag mitteilte, erwartet er, dass bei der Auswahl der Mitglieder die Konsequenzen aus den Ergebnissen des BER-Untersuchungsausschusses gezogen werden. Der Aufsichtsrat müsse professionalisiert und externer Sachverstand einbezogen werden.  

FDP bringt Offenhaltung von Tegel wieder ins Spiel

Sebastian Czaja, Fraktionsvorsitzender der FDP im Abgeordnetenhaus nutze die Gelegenheit, um die Offenhaltung von Tegel erneut ins Spiel zu bringen. Für ihn ist es nach eigenen Angaben vom Dienstag von enormer Wichtigkeit, weiter für eine Offenhaltung und einen Weiterbetrieb des Flughafens Tegel zu kämpfen. Dies sei ein funktionierender Geschäfts-, Regierungs- und Verkehrsflughafen, der obendrein noch einen Gewinn erwirtschafte. Nur mit Tegel – in Kombination mit dem BER – werde es möglich sein, ein Verkehrschaos für die Hauptstadt abzuwenden, so Czaja weiter.

<blockquote>Der Flughafen sollte ursprünglich 2011 in Betrieb gehen. Der Eröffnungstermin ist seither mehrmals verschoben worden. Im Juli 2016 hieß es noch, die Eröffnung werde im November 2017 über die Bühne gehen. Grund für Verspätungen sind zahlreiche schwerwiegende Fehler bei der Planung und beim Bau des Hauptstadtflughafens.</blockquote>

von

Günter Schwarz – 17.01.2017