Am Freitagmittag (Ortszeit Washington) wurde Donald Trump als US-Präsident vereidigt, und schon zu seiner Vereidigung und Amzseinführung waren mehr Demonstranten gegen ihn als Befürworter des neuen US-Präsidenten zur sogenannten „Inauguration“ angereist. Am gestrigen Samstag rollte bereits eine Protestwelle besonders von Frauen mit pinkfarbene „Pussyhats“ gegen ihn über die Welt, und es nimmt kein Ende.

Der US-Regierungssprecher Donald Trumps, Sean Spicer, hat hingegen den Medien eine falsche Berichterstattung über die Vereidigung Donald Trumps als Präsident vorgeworfen. Die Presse habe den Eindruck erwecken wollen, dass deutlich weniger Menschen zur Amtseinführung in Washington gekommen seien, als es tatsächlich waren, sagte Spicer am Samstagabend. „Dies war das größte Publikum, das je bei einer Vereidigung dabei war. Punkt.“

Der Amtsantritt von Donald Trump als neuer US-Präsident und die von ihm angekündigte rücksichtslose Interessenpolitik haben weltweit Ängste, Sorgen und Proteste ausgelöst. Nicht nur in zahlreichen US-Städten gingen Zehntausende Menschen auf die Straße.

Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der größten Anti-Trump-Kundgebung „Marsch der Frauen» in Washington schwoll nach Schätzungen auf mindestens 500.000 an. Viele Demonstrierende trugen pinkfarbene „Pussyhats“ – eine Anspielung auf sexistische Äußerungen Trumps.

Proteste in US-Städten

Die Menschen protestierten gegen Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz. Trump hatte sich während seines Wahlkampfes wiederholt abfällig über Frauen geäußert. Menschen in mehr als 600 Städten in aller Welt taten es dem Marsch der Frauen in der US-Hauptstadt am Samstag gleich – von Sydney in Australien über Berlin, London bis hin nach Mexiko-City.

In Washington versammelten sich schon Stunden vor Beginn der eigentlichen Kundgebung Zehntausende Menschen zur Anti-Trump-Demo. Im Laufe des Tages wurden auch immer mehr große Protestkundgebungen aus anderen US-Städten gemeldet, so in New York, Chicago, Boston, Seattle und Los Angeles. Nach Zeitungsberichten übertrafen die Teilnehmerzahlen sogar die Erwartungen der Veranstalter bei weitem.

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„Trump-Plattform des Hasses“

„Wir marschieren heute für den moralischen Kern dieser Nation, gegen den unser neuer Präsident einen Krieg führt“, sagte die US-Schauspielerin America Ferrera („Alles Betty!“) an einer Kundgebung zu Beginn des Washingtoner Massenprotests.

Sie sprach von einer Trump-Plattform des Hasses und machte klar, dass es den Protestierenden um mehr geht als nur eine Verteidigung gefährdeter frauenspezifischer Rechte wie das auf Schwangerschaftsabbruch und Pille auf Krankenschein.

„We are all under attack“ – „es ist ein Angriff gegen uns alle“, sagte sie unter anderem mit Blick auf Immigranten, Homosexuelle, Transgender, Schwarze, Latinos, Rechtsprechung, die Umwelt, die Welt.

Weltweit 2,5 Millionen Protestierende

Rund 50 Rednerinnen und Redner hatten sich für die Veranstaltung in Washington angesagt, darunter auch eine Reihe von Prominenten wie die Schauspielerinnen Ashley Judd und Scarlett Johansson, der Regisseur Michael Moore, die Frauenrechtlerin Gloria Steinem sowie Bürgerrechtlerin Angela Davis. Madonna erfreute die Teilnehmenden mit einem Überraschungsauftritt. „An unsere Gegner, die sagen, dass unser Marsch zu nichts führt: ,Fuck you‘!“
Laut Medienberichten schlossen sich weltweit vermutlich mehr als 2,5 Millionen Menschen den Protesten an. Zur wohl grössten Demo außerhalb der USA kamen in London nach Schätzungen der Veranstalter etwa 100.000 Menschen.
Schlechte Umfragewerte für Trump

Die Großkundgebung in der US-Hauptstadt wird nach Angaben der Organisatoren von umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Die Demonstration in Washington ist unter anderem ungewöhnlich, weil die Zeit direkt nach der Amtseinführung als Phase gilt, in der dem neuen Präsidenten eher Wohlwollen entgegengebracht wird. Trumps Umfragewerte sind aber derzeit so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr bei einem Amtsantritt eines US-Präsidenten.

Der Pressesprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, kritisiert die Berichterstattung der Medien zum Zuschauerandrang bei der Amtseinführung. Seiner Meinung nach sei ein Foto mit wenigen Zuschauern absichtlich so geschnitten worden. Spicer will die Presse zur Verantwortung ziehen, denn Sean Spicer behauptet: „Dies war das größte Publikum, das je bei einer Vereidigung war.“

von

Günter Schwarz – 22.01.2017