Schleswig-Holstein wird nach dem preußisch/österreichischen-dänischen Krieg von 1864 am 24. Januar 1867 dem Preußischen Staat einverleibt und nach Jahrhunderte lange Zugehörigkeit zu Dänemark damit zur preußischen Provinz.

Das 19. Jahrhundert war eine politisch besonders bewegte Zeit für Schleswig-Holstein. Das Ende der dänischen Herrschaft in der zweiten Hälfte der 1860er Jahre und die Anfänge als preußische Provinz beeinflussten das tägliche Leben der Bevölkerung zwischen der Elbe im Süden und der Kongeå/Königsau im Norden.

Mit einem Festakt wurde am 24. Januar 1867 die Einverleibung Schleswig-Holsteins in den preußischen Staat begangen. Im Kieler Schloss erklärte Oberpräsident Carl Baron von Scheel-Plessen vor hochrangigen Gästen: „Die Schleswig-Holsteiner sind fortan Preußen. Mit diesem Worte ist jeder Anlass zu den inneren Kämpfen der letzten Jahre verschwunden.“ Zeitgleich wurde überall im Land mit Salutschüssen und Glockengeläut der Beginn der preußischen Zeit verkündet.

Doch längst nicht alle Schleswig-Holsteiner wollten „fortan Preußen“ sein. Die Bevölkerung hatte sich mehrheitlich einen unabhängigen Staat unter Führung des Herzogs Friedrich VIII. gewünscht. Bei den bald darauf stattfindenden Wahlen zum Reichstag des Norddeutschen Bundes wurden die Vorbehalte gegen die neuen Machthaber deutlich. In fast keinem Wahlbezirk erlangte der preußische Kandidat die Mehrheit der Wählerstimmen. Und viele junge Männer fürchteten den sprichwörtlichen Drill während der dreijährigen Militärzeit. Durch Auswanderung nach Amerika versuchten damals etliche, ihrer Musterung zu entgehen.

Andererseits hielt mit der preußischen Regierung die Moderne Einzug in die nördlichen Landesteile. Durch den Anschluss an den Zollverein erlebte die Wirtschaft einen Aufschwung. Eisenbahnen und Straßen wurden ausgebaut, um die Anbindung an das Deutsche Reich zu verbessern. Schleswig wurde Regierungssitz und Kiel zum Reichskriegshafen erhoben, was bis heute an repräsentativen Bauten in beiden Städten erkennbar ist. Und als im Jahre 1881 Kronprinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm II., sich mit der augustenburgischen Prinzessin Auguste Victoria vermählte, waren auch die letzten Oppositionellen versöhnt. Die meisten Schleswig-Holsteiner lebten und fühlten als Preußen, bis die Festlegung einer neuen deutsch-dänischen Grenze und das Ende der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg einen Schlussstrich unter dieses besondere Kapitel norddeutscher Geschichte zogen.

Zur Umstrukturierung der Verwaltung nach preußischem Vorbild hatte die Einrichtung eines Staatsarchivs am Regierungsort Schleswig gehört. Seither verwahrt dieses Archiv – das heutige Landesarchiv – die Akten der Regierung und des Oberpräsidiums.

Sie bilden die Grundlage zu einer Ausstellung, die vom heutigen Tage an bis zum 23. Februar 2018 jeweils Montag bis Freitag von 8.30 bis 17.00 Uhr im Landesarchive Schleswig-Holstein in Schleswig besucht werden kann. Zahlreiche Fotografien und sogar ein Film aus dem Jahr 1914, persönliche Dokumente aus den Nachlässen und viele Leihgaben anderer Archive und Museen vervollständigen die Schau.

von

Günter Schwarz – 24.01.2017