(Flensburg) – Ein Ausschuss von Folketingspolitikern hat fünf Kriterien vorgestellt, nach denen entschieden werden soll, unter welchen Bedingungen ein Südschleswiger die Möglichkeit eingeräumt wird neben der deutschen auch die dänische Staatbürgerschaft annehmen zu können. Doch jetzt, nach der Bekanntgabe der Bedingungen, ist südlich der Grenze unter den Südschleswigern eine heftige Diskussion darüber entbrannt, die nicht frei von Kritik ist.

Alle Mitglieder der dänischen Minderheit in Südschleswig hatten sich bereits darauf gefreut, bald die doppelte Staatsbürgerschaft beantragen zu können und dadurch ihre Zugehörigkeit zu Dänemark zu zeigen. Doch als nun die  Kriterien veröffentlicht wurden, wie die Dänen südlich der Grenze „richtige Dänen“ werden können mit dem rotebeetefarbenen Pass, entbrannte darüber eine heftig kritische Diskussion. 

Die fünf Kriterien – von denen drei erfüllt sein müssen –  wurden von Folketingspolitikern im Südschleswigausschuss festgelegt. Dabei handelt es sich zum jetzigen Zeitpunkt noch um einen Vorschlag, der zur Diskussion steht. 

1) Man muss die dänische Sprache auf einem vernünftigen (rimeligt) Niveau beherrschen.
2) Man hat einen oder mehrere Vorfahren, der/die vier Generationen zurückliegend einen dänischen Pass gehabt hat, haben.
3) Man hat mindestens drei Jahre in Dänemark gewohnt.
4) Man hat mindestens zehn Jahre  aktive Vorstandsarbeit in einem Verein oder in einer Organisation der dänischen Minderheit geleistet.
5) Man hat mindestens zehn Jahre für eine dänische Organisation in Südschleswig gearbeitet.

Die Kriterien sind unter anderem in der Zeitung der dänischen Minderheit, der Flensborg Avis, heftig kritisiert worden. Demnach hätten Jugendliche überhaupt keine Chance, dänische Staatsbürger zu werden, und außerdem würden die Kriterien nur für die „Minderheiten-Elite“ infrage kommen. Als „normaler, dänischer Südschleswiger“, der sich über Jahrzehnte als Däne gefühlt hat, gibt es kaum eine Möglichkeit, dänischer Staatsbürger zu werden. Einige sind darüber verwundert, dass aus der „Mitgliedschaft eines Vereins“ in den Kriterien jetzt eine „aktive Vorstandsarbeit“ geworden ist.

Hintertür Südschleswig

Es geht aber nicht nur darum, was die dänische Minderheit möchte, sondern auch darum, was in Dänemark derzeit möglich ist, wenn Südschleswig nicht zu einer Hintertür für Personen außerhalb der Minderheit werden soll, durch die eine dänische Staatsbürgerschaft erreicht werden kann. Der Vorsitzende des Südschleswigausschusses, Kim Andersen (Venstre / sozialliberale Partei), zeigt sich Flensborg Avis gegenüber verwundert: „Ich dachte, das wäre vorab in Südschleswig diskutiert und geklärt gewesen, damit wir diese Tür gemeinsam öffnen können.“

Das hat wiederum für weiteren Gesprächsstoff gesorgt, denn während die Sydslesvigsk Forening (SSF) mit dem Verlauf zufrieden ist, gibt es in der Minderheit interne Kritik, dass „eine Organisation einen Alleingang gemacht“ habe. Udo Jessen vom dänischen Schulverein meint, dass die doppelte Staatsbürgerschaft ein Thema für eine Südschleswigkonferenz hätte sein sollen, doch Generalsekretär Jens A. Christiansen weist in Flensborg Avis die Kritik zurück: „Wir haben es im Hauptvorstand debattiert und haben den Gemeinschaftsrat (Samråd) informiert. Alles ist in bester Ordnung und mit voller Offenheit geschehen“, sagt Christiansen der Zeitung.

von

Günter Schwarz – 28.01.2017