(Ankara) – Die britische Premierministerin Theresa May versucht derzeit vor dem Brexit, den Boden für die Zeit nach dem EU-Austritt zu bereiten. Direkt nach ihrem Besuch in den USA bei Präsident Donald Trump folgte die Reise der Premierministerin in die Türkei zu dem „Möchtegern“-Diktator Erdoğan.

Die derzeitigen Aktivitäten von Theresa May deuten zweifellos darauf hin, dass sie allen Äußerungen zum Trotz die Folgen des Brexits für die Wirtschaft Großbritanniens fürchtet, zumal ihr die EU vorab bereits unmissverständlich zu verstehen gegeben hat, dass sie eine „Rosinenpickerei“ Großbritanniens bei dem Austritt nicht zulassen wird. So ist ihr derzeit jeder Handelspartner recht – sogar der vermutlich unter Schizophrenie leidende türkische Staatschef Erdoğan.

Brexit prägt die neue Außenpoitik

Nach einem Treffen am Samstag in Ankara haben sich die britische Premierministerin Theresa May und der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan darauf geeinigt, die gegenseitigen Handelsbeziehungen zu verstärken.

Die Regierungen beider Länder vereinbarten dazu die Einsetzung einer Arbeitsgruppe für die Handelsbeziehungen. Erdoğan sagte, beide Staaten wollten das derzeitige jährliche Handelsvolumen in Höhe von 15 Milliarden Dollar auf 20 Milliarden Dollar steigern.


Die Regierungsdelegationen einigten sich auf intensivere Handelsbeziehungen.
Großbritannien und die Türkei unterschrieben ein Abkommen zur gemeinsamen Entwicklung von Kampfflugzeugen durch die britische BAE Systems und der Turkish Aerospace Industries im Volumen von 117 Millionen Euro.

„Das ist mehr als nur ein Handelsabkommen. Es ist der Beginn einer tiefgreifenden Verteidigungs-Partnerschaft“, sagte May bei einer gemeinsamen Medienkonferenz mit Ministerpräsident Binali Yildirim.

Künftig solle das türkische Rüstungsprojekt TF-X, die erste Kampfjetentwicklung der Türkei, gemeinsam vorangetrieben werden. Das Abkommen könnte zu Aufträgen in Milliardenhöhe führen. Die türkische Luftwaffe nutzt derzeit F-16-Flugzeuge aus US-Produktion und verfolgt schon länger den Plan, eigene Kampfjets herzustellen.

Älteste Freunde

May sagte beim Besuch in Ankara, sie sei „stolz“, dass sich Großbritannien während des gescheiterten Putsches im vergangenen Juli an der Seite der demokratisch-gewählten türkischen Regierung befunden habe. Ankara sei nun aber aufgefordert, an Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten festzuhalten, was die türkische Regierung zugesagt habe. Zugleich bezeichnet May die Türkei als einen der ältesten Freunde Großbritanniens.

Nach Angaben von May sprach sie mit Erdoğan auch über die gemeinsame Sicherheitspolitik, die Lage in Syrien, den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat und über die Verhandlungen zur Überwindung der Teilung von Zypern.

Türkei international auf „Ramschniveau“

Inzwischen hat die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit der Türkei auf „BB+“ herabgestuft. Damit gelten türkische Staatsanleihen bei allen großen Ratingagenturen als risikoreich und befinden sich auf „Ramschniveau“. Fitch begründete dies mit Blick auf die politische Stabilität und Sicherheit des Landes. Vor allem Terroranschläge würden das Konsumenten-Vertrauen und den Tourismussektor belasten. Auch der starke Verfall der türkischen Währung Lira und die hohe Auslandsverschuldung fallen für die Herabstufung ins Gewicht.

von

Günter Schwarz – 29.01.2017