Ich war gestern auf der Veranstaltung, anlässlich der Landtagswahl, der Linken auf dem Asmus Bremer Platz in Kiel. Sahra Wagenknecht war als Rednerin angekündigt und so zog es mich in die Stadt. Wagenknecht gehört für mich zu einer den wenigen „glaubhaften“ Politikerinnen in unserem Land.

Es gab kostenlos Bratwurst und rote Feuerzeuge der „Linksjugend Schleswig Holstein“. Eine Band sang linke Lieder und auch der Vorredner von Wagenknecht erinnerte mich sehr an den Jugendgruppenleiterlehrgang der christlichen Pfadfinder Anfang der 80er. Ich mag mich irren: aber viele Wähler werden mit diesem „antiautoritären Look“ ihre Probleme haben. Ich selbst habe auch oft einen Stoppelbart und trage nur selten Anzug und Krawatte. Sollte ich jedoch als Kandidat meiner Partei öffentlich eine Rede halten müssen, würde ich nicht komplett meine Sonntags-Sofa-Wohlfühl-Garderobe wählen. Wenngleich ich auch das Kalkül dabei verstehe. Die Linke macht Politik für das Volk und richtet sich dabei sehr an sozialen Themen aus. Ob es Ihnen nun gefällt oder nicht: Wer einen Minijob hat, Angst um befristete Arbeitsverträge oder gar Leistungen vom JobCenter bezieht, kann im Grunde nur DIE LINKE wählen. Alles andere wäre Verrat an der eigenen Lebensrealität. Bei einem solchen Wählerklientel kann man natürlich auch rumlaufen, wie ein Sozialarbeiter im Schrebergarten. Nur… gemessen an der Wahlbeteiligung von Langzeitarbeitslosen … ist das schlau?

Zum Glück kam Sahra Wagenknecht, mit knapp 20 Minuten Verspätung in Kiel an. Aus den etwa 500 Beistehenden wurden im Laufe der Rede circa 800 bis 1000 Zuhörer. Wagenknecht war, ganz wie gewohnt, souverän, kompetent und unnachgiebig. Eine Frau die, meiner Meinung nach, ins Bundeskanzleramt gehört.

Bis es soweit ist, müssen wir unsere ehemaligen Wohlfühl-Pfadfinder zunächst einmal in den Landtag wählen.

Wir haben die komplette Rede von Frau Wagenknecht aufgezeichnet und stellen diese hier zum Anschauen (und Zuhören!) zur Verfügung.

Von Michael Schwarz – 29. April 2017