Der am 24. Januar 1781 in Haderslev geborene Peter Hjort Lorenzen, Abgeordneter in der Schleswigschen Ständeversammlung als dänisch gesinnter Vertreter, verstirbt am 17. März 1845 überraschend an einer Lungenentzündung in seiner Geburtsstadt. Mit seinem Namen verbindet sich vor allem die Forderung nach sprachlicher und kultureller Gleichstellung der Dänen im Herzogtum Schleswig zur Zeit des Gesamtstaates.
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Peter Hjort Lorenzen war der Sohn von Haderslev Amtsvorsteher Thomas Lorenzen (1754-1834) und dessen Ehefrau Martha Hjort (1770-1842). Lorenzen besuchte die Flensborg Lærde Skole (Altes Gymnasium Flensburg) bis 1801 und ging nach der Schule bei dem Flensburger Kaufmann Peter Clausen Stuhr in die Lehre. 1812 übernahm die Zuckerraffinerie seines Großvaters Peter Hjort in Haderslev, die er nach wenigen Jahren aufgeben musste. Trotz der schwierigen Zollbedingungen gründete er daraufhin in Haderslev eine eigene Handelsgesellschaft im Landhandel, die er bis 1845 betrieb.

Im September 1834 wurde Peter Hjort Lorenzen für die Stadt Haderslev als Deputierter in die Ständeversammlung des Herzogtums Schleswig gewählt. Ein Jahr später wurde er zudem in das Bürgerkollegium seiner Heimatstadt aufgenommen.

Seit 1830 verfasste Lorenzen mehrere Artikel mit Bezug zu politischen und sozial-ökonomischen Themen, die unter anderem in dem vom liberalen und radikaldemokratischen Journalisten Theodor Olshausen in Kiel herausgegebenen „Korrespondenzblatt“ erschienen. Lorenzen war selbst liberal orientiert. Seine liberalen Ansichten wurde wurden bei einem Besuch in England im Jahr 1837 noch verstärkt, als er die dortige parlamentarische Praxis kennenlernte. Als Deputierter der Schleswigschen Ständeversammlung schloss er sich entsprechend der liberalen Fraktion an und wurde bald einer der bekanntesten Sprecher der liberalen Abgeordneten, der auch Uwe Jens Lornsen unterstützte.

Lorenzen selbst sprach sich wie Lornsen für eine Verfassung für die Herzogtümer aus, die in einer Konföderation mit dem eigentlichen Königreich Dänemark verbunden sein sollten, ohne jedoch Schleswigs Aufnahme in den Deutschen Bund zu fordern. Im Jahr 1836 konnte er durchsetzen, dass die Ständeversammlungen öffentlich tagen konnten. Die Forderung nach einer freien Verfassung scheiterte jedoch am Widerstand der Eliten, unter anderem auch der Großgrundbesitzer.

Im Jahr 1838 veröffentlichte Lorenzen eine Karte, die Sønderjylland bzw. Schleswig, das damals dänisches Lehensgebiet war, als Teil Dänemarks zeigte, was auf Protest von deutsch gesinnten Abgeordneten stieß. Er forderte die Trennung der Haushaltspolitik zwischen dem Königreich und den Herzogtümern, aber auch, dass Dänisch als Rechtssprache in Nordschleswig eingeführt werden solle, wo es bereits im Vorwege Kirchen- und Schulsprache gewesen war.

Die zunehmende Nationalisierung der liberalen Bewegung innerhalb der Herzogtümer führte schließlich zum Bruch mit den deutsch-orientierten (National-)Liberalen. Lorenzen legte sein Mandat in der Ständeversammlung nieder und näherte sich den dänischen Nationalliberalen an. Die Zusammensetzung der Schleswigschen Ständeversammlung basierte damals auf einem Zensuswahlrecht, wodurch die mehrheitlich deutsch-orientierte Oberschicht aus der Ritterschaft, dem Adel, der Großgrundbesitzer und dem städtischen Großbürgertum dort über- und die dänische Seite entsprechend unterrepräsentiert war.

Lorenzen hielt sich 1842 und 1843 mehrmals in København auf, nahm 1843 an der dänischen Volksversammlung auf Skamlingsbanke teil und stand unter anderem in Verbindung mit dem dänischen Politiker und Pastor Christian Flor. Im Jahr 1941 wurde er für Sønderborg erneut in die Schleswigsche Ständeversammlung gewählt und stand von da an in deutlicher Opposition zu den Forderungen der deutschen Nationalliberalen nach dem Anschluss Schleswigs in den Deutschen Bund und den Erbansprüchen von Christian August von Augustenburg.

Bekannt ist Lorenzen bis heute für seine Forderungen nach sprachlicher und kultureller Gleichstellung der im Schleswig lebenden Dänen. Als sich Hjort Lorenzen am 11. November 1842 auf Dänisch an die Delegierten wendete, löste dies auf Seite der deutsch gesinnten Schleswig-Holsteiner große Proteste aus. Von dem Protokoll der Ständeversammlung stammt das zu geflügeltem Wort gewordene Zitat „Er fuhr fort, Dänisch zu sprechen“.

Als Folge gab der dänische König – in seiner Funktion als Herzog von Schleswig als dänischem Lehen – am 29. März 1844 in einem „Sprachpatent“ bekannt, dass nur die Mitglieder der schleswigschen Ständeversammlung, die nicht in ausreichendem Maße Deutsch sprechen können, auf den Treffen der Ständeversammlung Dänisch sprechen dürfen. Dies führte dazu, dass Lorenzen und vier weitere dänisch-schleswigsche Deputierte die folgenden Treffen boykottierten, was wiederum dazu führte, dass der dänisch-orientierte Schleswigsche Verein verboten wurde.

Am 2. Januar 1845 kam es beim Besuch des Kronprinzen in Haderslev anlässlich des Verbots des Schleswigschen Verein zu einer wutentbrannten Rede Lorenzens, die zu Gewalttätigkeiten führte und den Ausschluss von Hjort Lorenzen aus dem Bürgerbund und des Gemeinderates zur Folge hatte. Auch erhielt er eine Geldstrafe von 120 Rigsdaler (Reichstaler). Sein erzwungener Ausschluss war schon lange das Ziel seiner politischen Opposition in Haderslev, und die versuchte, ihn vom Gemeinderat auszuschließen, was die Provinzregierung von Gottorp aber abgelehnt hatte.

Trotz seines Fehlverhaltens und seiner Teilnahme an der Schlägerei während der öffentlichen Veranstaltung in Haderslev, nahm Lorenzen seine politische Tätigkeit während der vorläufigen Suspendierung in der Ständeversammlung wieder auf.

Am 17. März 1845 starb er jedoch völlig unerwartet durch eine Erkrankung an einer Lungenentzündung, die einen schweren Verlauf vernommen hatte. Peter Hjort Lorenzen wurde auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Haderslev beigesetzt, wo noch heute sein Grabstein zu finden ist.

von

Günter Schwarz – 17.03.2018