Am 05. September 1819 bricht in København die sogenannte „Jødefejde“ (Judenfehde) mit einem Progrom gegen die jüdische Bevölkerungsgruppe Dänemarks aus.

In Dänemark begann im Jahr 1819 die sogenannte „Jødefejde“ statt, die am 05. September 1819 auch die Hauptstadt København erreichte und dort zu offenenen Konflikten führte. Es geschah ein paar Jahre nachdem die Juden die dänischen Bürgerrechte erhalten hatten, und es gab viele kontroverse Diskussionen über dieses Thema. Teile der dänischen Gesellschaft hatten nie akzeptiert, dass die Juden Bürgerrechte erwerben konnten, ohne zuvor zum evangelisch-lutherischenen Christentum der dänischen Staatskirche konvertiert zu sein.

Es war allgemein üblich in der dänischen Gesellschaft, Juden als Menschen zweiter Klasse zu betrachten – und so war es damals nahezu in ganz Europa. Zur Situation und Ablehnung der Juden in Dänemark hat beigetragen, dass der dänische Staat im Jahre 1813 in den Bankrott gegangen war, und dass einige der Finanzberater des Königs Juden waren. In populärer Hinsicht wurde dieser Staatbankrott so wahrgenommen, dass die Juden für Dänemarks Unglück und Niedergang verantwortlich gemacht wurden.

Es war zu der Zeit überhaupt schwer, einer Minderheit in Europa anzugehören. Nach der Französischen Revolution und der Aufklärung wandte sich das politische Klima, und man diskutierte offen darüber, die aus diesen Ereignissen hervorgegangenen Bürgerrechte wieder zurückziehen und erneut die alte Gesellschaftsordnung mit dem König, Adel, Klerus, Bürger und Bauern herzustellen.

Die „Jødefejde“ in København begann mit Plakaten, die in den Straßen ausgehängt wurden. Auf ihnen wurden die Juden als Pest bezeichnet, ihre angebliche Rolle beim Staatsbankraub wurde verurteilt und die Menschen wurden aufgerufen, alle Juden aus dem Land zu werfen.

Auf diesen Plakaten wurde offen Kritik gegen das Verhalten des Königs, Kong Frederik VI., geübt, der als Chef der Verwaltung für die Berufung von Juden in Staatsämter verantwotlich war. Das geschah mit dem Verweis auf den früheren legalen Status der Juden, und es war eine deutliche Beleidigung des Königs.

Das nächste, was passierte, war, dass eine wütende Menschenmenge jüdische Geschäfte angriff und Fensterscheiben einwarf. Joseph Raphael war einer von ihnen, denen die Schaufenster seines großen Kleidergeschäfts zertrümmert wurden. Raphael gehörte zu den Hauptsponsoren jüdischer Armenschulen und ein Verfechter der Integration von Juden in die dänische Gesellschaft. Doch er war nur einer von vielen, die dem „Volkszorn“ ausgesetzt waren.

In nur wenigen Nächten wurden unzählige Geschäfte und Privathäuser von Juden dem Erdboden gleichgemacht, aber am schlimmsten traf es jüdischen Pfandleihern, die von wütenden Mengen geschlagen und übelst misshandelt wurden. Mehrere dieser Pfandleiher konnten erst in letzter Minute von der Polizei gerettet un d in Sicherheit gebracht werden.

Die staatlichen Behörden und die Polizei waren auf diese Unruhen überhaupt nicht vorbereitet. So musste die Armee musste eingesetzt werden, um auf der Straße wieder Ruhe herzustellen. Der Chef der Polizei musste zurücktreten, und der neue Mann im Amt ordnete eine Zensur an und verbot die Verbreitung der Plakate. Auch hob er das Recht auf Versammlungsfreiheit auf und verhängte eine Ausgangssperre. Menschen, die sich nicht an die Anordnungen hielten, schickte er ohne Gerichtsverfahren ins Gefängnis. Nach diesen Maßnahmen ebbte die „Jødefejde“ nach und nach ab.

In den darauf folgenden Jahrzehnten gab es weiterhin häufig Angriffe auf Juden und Plakate mit antisemitischen Slogans wurden sporadisch weiterhin verbreitet, aber die Ereignisse aus dem Jahr 1819 wiederholten sich in dem Ausmaß nicht.

von

Günter Schwarz – 05.09.2018