(Esbjerg) – Das Projekt „2timeromugen“ (2-Stunden-pro-Woche) in Esbjerg bringt erwachsene Dänen mit zweisprachigen Kindern zusammen. Auf diese Weise lernen die Kinder besser Dänisch und mehr über die dänische Gesellschaft und Kultur.

Liebe ist kein Irrtum. Manuel im Alter von 4 Jahren wirft sich Sabina Jensen Jæger um den Hals, als er von ihr vom Kindergarten Tinghøjen abgeholt wird. Heute werden sie zwei Stunden zusammen sein – woraus sicher wieder drei werden.

Und als sie zu Sabina nach Hause kommen, wo ihr 18-jähriger Sohn Benjamin bereits wartet, wirft der Kleine sich ihm in die Arme. Später schläft er einfach im Schoß des jungen Mannes ein, während Benjamins Hand ihn über den Rücken streicht.

Die beiden – Mutter und Sohn – sind Freiwillige in dem Projekt „2timeromugen“. Die beiden werden zwei bis drei Stunden pro Woche von Manuel besucht. Heute beginnt der Tag mit ein paar Scheiben Wassermelone, einer halben Cola und einer kleinen Portion Schlaf nach dem Toben im Kindergarten. Und danach geht es mit Wasserpistole, Fußball nach draußen zum Probieren von allerlei Beeren im Garten.

Manuel ist neugierig und das ist gut so. Dann lernt er schneller, und es fällt ihm leicht, Dänisch zu lernen. „Wir reden nur mit ihm. Die Situationen, über was wir reden, ergeben sich von selbst wie jetzt, wenn wir Brombeeren essen. Welche Farbe haben sie? Schmecken sie süß oder sauer? Warum hat der Strauch Stacheln?“ sagt Sabina Jensen Jæger.

Und für einen 4-jährigen Jungen, dessen Vater und Mutter aus dem westafrikanischen Kamerun stammen und zu Hause untereinander lieber Englisch sprechen, gibt es viele dänische Wörter zu lernen. Manuels Vater arbeitet bei Welltec, und die Mütter ist Schülerin an der SOSU-Schule.

Sylvie Orock, Manuels Mutter, freut sich, dass es ihrem Sohn gut geht und er viel Neues lernt.

Auch die Eltern lernen durch Manuel, und seine Mutter Sylvie Orock hat das Gefühl, dass er immer besser Dänisch kann. „Er kennt jetzt viel mehr Wörter und spricht sie so wunderschön aus“, schmunzelt sie. Auf die Frage ob sie etwas Dänisch von Manuel lernen lernen kann, antwortet sie lachend: „Ja, ich kann!“ Und dabei lacht sie herzlich.

Sylvie Orock freut sich über das „2timeromugen“-Projekt. Gerade weil sie spüren kann, dass Manuel mit seiner Gastfamilie zufrieden ist und sich bei ihr wohlfühlt. „Er vermisst sie, wenn es zu lang ist, bis er wieder hinkann“, sagt sie.

Und sie profitieren beide davon, denn die Freude geht in beide Richtungen. Sabina Jensen Jægers Sohn Benjamin ist ein Einzelkind und sieht in Manuel eine Art kleinen Bruder, welchem er besser und besser beibringen kann, Fußball zu spielen.

Mutter und Sohn sind sich einig, für Manuel da zu sein, aber sie bekommen auch wieder viel zurück.

„Zusammen mit Manuel verliere ich beim Toben viel Energie, denn es passiert viel, wenn er hier ist, sagt Benjamin.

Sabina Jensen Jæger mag den kleinen „Charme-Troll“ mit den schönen braunen Augen auch sehr. Sie ist Sozialarbeiterin und arbeitet als Dozentin für Sozialarbeit. „Gerade wir, die in einem sozialen Beruf arbeiten, haben fast eine Verpflichtung zu helfen“, meint sie. Aber mit Manuel in den Armen und dem Lächeln, das die beiden teilen, scheint das Wort Engagement nicht das erste zu sein, über das man nachdenken sollte…

„Dieses ist eine Freundschaft fürs Leben“, betont Sabina Jensen Jæger und umarmt Manuel wieder.

7 Fakten über „2timeromugen“:

  • Die 2-Stunden-Uhr ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die in Odense begann, jetzt aber auch in Esbjerg ansässig ist.
  • Havvanur Demir ist die Koordinatorin der Organisation in Esbjerg.
  • Sie kann unter esbjerg.2timeromugen@gmail.com kontaktiert werden
  • Jeder kann Freiwilliger werden. Die Organisation überprüft die Freiwilligen auf Eignung.
  • Die Kinder sind zwischen 3 und 8 Jahre alt.
  • Die Organisation verteilt die Kinder an für sie geeignete Freiwillige.
  • Freiwillige sind zur Vertraulichkeit in Bezug auf Informationen über die Kinder verpflichtet.
„2timeromugen“-Koordinatorin in Esbjerg, Havvanur Demir

von

Günter Schwarz – 10.08.2019