Russland will North Stream 2 mit eigenen Verlegeschiffen fertigstellen
Angesichts der drohenden US-Sanktionen gegen am Bau der Pipeline Nord Stream 2 beteiligte ausländische Unternehmen hat die Firma Allseas ihre Arbeiten an dem Projekt gestoppt. Beim kompletten Rückzug dieser Unternehmen könnten russische Spezialfirmen den Bau beenden.
Russland hat angekündigt, dass die Erdgaspipeline North Stream 2 trotz aller Herausforderungen fertiggestellt werden wird. In Anbetracht der US-Sanktionen hatte zuvor das schweizerisch-niederländische Unternehmen Allseas entschieden, seine Arbeiten am Projekt in der Ostsee einzustellen.
Firmenangaben zufolge haben sich die am Verlegen der Unterwasserröhren beteiligten Spezialschiffe am Wochenende aus dem Operationsgebiet zurückgezogen. Der Rückzug erfolgte, kurz nachdem US-Präsident Donald Trump den sogenannten National Defense Authorization Act 2020 unterzeichnet hatte, der drastische Sanktionen gegen am Projekt beteiligte ausländische Unternehmen vorsieht.
Gleichwohl befanden sich laut Informationen der Trackingplattform MarineTraffic die beiden Verlegeschiffe von Allseas, „Solitaire“ und „Pioneering Spirit“, am Dienstag noch in der Ostsee.
Russlands Energieminister Alexander Nowak sagte zu diesen jüngsten Entwicklungen in einem Interview mit dem russischen Sender RBK: „Trotz aller Faktoren, die gegen dieses Projekt am Werk sind, gehen wir davon aus, dass North Stream 2 in Kürze fertiggestellt sein wird.
Der Minister bezweifelt, dass die US-Sanktionen das Projekt vollständig stoppen können, da es sich bereits in den letzten Zügen der Fertigstellung befindet und sämtliche Strafmaßnahmen der USA dagegen unter ihren Verbündeten für Unmut sorgen würden.
Sollte sich „Allseas“ für einen vollständigen Rückzug aus dem Projekt entscheiden, hätte Russland mögliche Alternativen, um die Verlegearbeiten an dem milliardenschweren Pipeline-Projekt zur Erdgasversorgung Europas abzuschließen. Allerdings könnten diese zu Verzögerungen bei der Inbetriebnahme der Pipeline führen.
So verfügt die russische Firma „MRTS“ über mindestens drei Verlegeschiffe: „Fortuna“, „Defender“ und „Kapitan Bulagin“. Letzteres war bereits als Ersatz für den Fall vorgesehen, dass sich russische Partner durch Aktionen der USA abschrecken lassen sollten. Die Verlegeplattform war Anfang des Jahres in die Liste der möglichen Spezialschiffe aufgenommen worden, die an den Bauarbeiten teilnehmen können.
Allerdings können sich aus der Beteiligung eines dieser drei Schiffe zusätzliche Hürden ergeben, da sie nicht über das von Dänemark verlangte System dynamischer Positionierung verfügen. Möglicherweise können sie daher nicht im dänischen Bereich des Projekts eingesetzt werden, oder Russland müsste für sie eine spezielle Erlaubnis erhalten. Dieses könnte mit Schwierigkeiten verbunden sein. Schließlich hatte København allein die Erteilung der Erlaubnis zum Start der Arbeiten in dänischen Hoheitsgewässern bis Ende Oktober verzögert.
Eine andere Möglichkeit wäre der Einsatz der „Akademik Cherskiy“, eines Verlegeschiffs des russischen Energieriesen Gazprom. Dieses Spezialschiff verfügt sowohl über alle nötigen technischen Fähigkeiten als auch über ein dynamisches Positionierungssystem. Allerdings ist es derzeit im Fernen Osten Russlands stationiert und würde bis zu zwei Monate benötigen, um den Bauabschnitt von North Stream 2 in dänischen Gewässern zu erreichen.
von
Günter Schwarz – 25.12.2019