Wieder ein „Nein“ zur Moschee – Jetzt warten die Demonstranten darauf, mit der Bürgermeisterin zu sprechen
(Holbæk) – Vom Kommunalrat Holbæk auf Sjælland (Seeland) wurde erneut mit einem „Nein“ abgestimmt, die Pläne zur Erweiterung der städtischen Moschee voranzutreiben. Jetzt wartet die muslimische Gemeinde darauf, mit der Bürgermeisterin Christina Krzyrosiak Hansen (Socialdemokraterne) zu sprechen.
Die Mehrheit des Kommunalrats von Holbæk entschied am Mittwochabend, dass die Moschee der Stadt nicht erweitert und in größere Räumlichkeiten im ehemaligen Bowlingzentrum im Vangkvarteret verlegt werden kann.
„Im Moment warten wir darauf, dass die Bürgermeisterin, wie sie versprochen hat, mit uns zusammen am Tisch sitzt und uns bei einer Lösung hilft. Sie hatte zum Dialog eingeladen. Sie möchte darüber sprechen, wie man in der Sache weiterkommt“, sagte Hikmet Tuncer, Vorsitzender des türkisch-islamischen Kultur- und Bildungszentrums.
Die 17 Kommunalratsmitglieder der Liberal Alliance, der Dansk Folkeparti (Dänischen Volkspartei) und der Socialdemokraterne stimmten dagegen, während 13 Mitglieder der Det Konservative Folkeparti, der Venstre (Rechtsliberale Partei), der Enhedslisten, der lokalen Liste und der Radikalen Venstre dafür stimmten.
Das erste politische Komitee, das entschied, das die Ex-Bowlingbahn nicht zu einer Moschee und einem muslimischen Kulturzentrum umgewandelt werden kann, war der Klima- und Umweltausschuss der Kommune. Vor der Ausschusssitzung Anfang Juni erklärte der Vorsitzende John Harpøth (Dansk Folkeparti): „Wir werden niemals für eine Moschee stimmen, sei es in einem Industriegebiet oder woanders!“
Das türkisch-islamische Kultur- und Bildungszentrum beabsichtigt nicht, diese Erklärung hinzunehmen. „Die Aussage, dass sie wegen einer Moschee und damit wegen unserer Religion mit Nein gestimmt haben, können wir nicht akzeptieren. Diese Aussage werden wir in Bezug auf die Frage verfolgen, ob es ein Rechtsbruch bezüglich der Religionsfreiheit in der dänischen Verfassung darstellt“, sagte der Vorsitzende der muslimischen Gemeinde, Hikmet Tuncer
Mehrere Mitglieder der Islamischen Vereinigung haben betont, dass von einer neuen Moschee keine Rede ist, sondern von einer Erweiterung der bestehenden. „Ich möchte, dass wir etwas mehr Platz in unserer Moschee haben. Es ist eine friedliche Moschee, die schon lange besteht. Wir haben noch nie Beschwerden gehabt. Ich bin heute hier, um zu zeigen, dass ich es unterstütze, dass ich auch etwas ändern kann, das ich befürworte“, sagte Gökhan Güler von Holbæk, der am Mittwoch an der Demonstration teilgenommen hat.
Bürgermeisterin Christina Krzyrosiak Hansen stimmte dagegen. „Wenn ich mit Nein stimme, tue ich das nicht, weil ich gegen eine Moschee in Holbæk bin, sondern weil ich mir Sorgen über das Ausmaß der kulturellen Aktivitäten in dm Zentrum mache, das in der Nähe des Wohngebiets von Agervang liegen wird. Es könnte Herausforderungen für den Zusammenhalt und die Integration darstellen“, argumentierte die Bürgermeisterin.
„Ich kann mich nicht auf ihre Denkweise und die Argumente einlassen, die uns entgegengebracht werden, weil alles auf ein Bauchgefühl hinausläuft, wie wir denken. Was ich schade finde, ist, dass sich in diesem Prozess niemand an uns direkt gewandt und mit uns gesprochen hat“, sagte Hikmet Tuncer.
Der Vorsitzende der Islamischen Vereinigung wundert sich über die Befürchtungen, dass Parallelgesellschaften und Aktivitäten in der Moschee die Integration beeinträchtigen könnten. „Ungefähr 18 Prozent unserer 400 Mitglieder leben in Agervang. Auch haben wir uns angesehen, wo unsere Gemeindemitglieder sonst leben. Sie leben in Ladegårdsparken, Bjergmarken und einige sind örtlich verteilt. Wir haben diesen Überblick“, sagt er.
Es wundert ihn, dass er nicht nach der Verteilung der Wohnanschriften der Gemeindemitglieder gefragt wurde. „In Dänemark, egal wer sie sind, haben sie begonnen, alle Muslime in einen Topf zu werfen. Ja, es gibt Beispiele für Muslime, die aus der Rolle fallen, aber die Tatsache, dass sie alle mit einer Messlatte beurteilt werden, nur weil es einzelne Muslime gibt, die unangenehm auffallen, finde ich wirklich ärgerlich, und es macht einen Dialog richtig schwierig“, sagte er.
Die Demonstranten fragen sich: „Wir haben schließlich Religionsfreiheit!“ Wenn man einige der Bürger fragt, die am Mittwoch zur Demonstration erschienen sind, glauben sie nicht, dass eine Erweiterung der Moschee die Integration beeinträchtigt. Ich glaube nicht, dass wir eine Parallelgesellschaft bilden. Wir haben die Leute eingeladen, hierher zu kommen und sich mit uns zu unterhalten. Dies soll zu einem besseren Verständnis für alle in Dänemark führen“, sagte Gökhan Güler aus Holbæk.
„Ich denke, es ist wichtig, dass wir als Bürger für unsere Meinung einstehen. Es ist ein Recht, das wir haben. Schließlich haben wir Religionsfreiheit, und es ist in Bezug auf die Verfassung vollkommen in Ordnung, dass wir unseren Glauben leben können“, sagt die Demonstrantin Fatma Kayan.
von
Günter Schwarz – 19.06.2020
Foto: Archivbild