(Dresden) Unter dem Motto „Brücken bauen“ feiert Dresden das Fest zum Tag der deutschen Einheit. Als Oberbürgermeister Hilbert auch noch zum islamischen Neujahrsfest einlädt, wird er von den „freundlichen Herrschaften“ der Pegida, die ja für sich selbst beanspruchen, das „Volk“ zu sein, beleidigt und angepöbelt. Doch nicht nur die „besorgten Bürger des Volkes“ demonstrierten gegen die Feier, auch linke Gruppen gingen gegen die Feier auf die Straße – wenn auch aus anderen Gründen.

Beim Empfang von Vertretern islamischer Gemeinden ist Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert von Pegida-Anhängern beleidigt und angepöbelt worden. Hilbert, der zum islamischen Neujahrsfest ins Rathaus geladen hatte, wurde mit „Hau ab“- und „Volksverräter“-Rufen empfangen. Vor dem Rathaus protestierten zudem mehrere Menschen gegen eine Verschleierung muslimischer Frauen. Als ein Mann von der Polizei weggeführt wurde, kam es zu Tumulten. Laut Einsatzleitung wurde Hilbert dabei angefasst.

Um das islamische Neujahr zu begehen, waren Vertreter der drei Moscheen in der Stadt ins Dresdner Rathaus gekommen und von Hilbert begrüßt worden. Darunter war auch der Imam der Dresdner Moschee, auf die am Montagabend ein Sprengstoffanschlag verübt wurde. „Ich hoffe, dass die Täter, sobald gefunden, eine gerechte Strafe erhalten“, erklärte Hilbert.

Obwohl die Sicherheitsvorkehrungen nach dem Sprengstoffanschlag verschärft wurden, kam es in der Nacht zum Sonntag bereits zu einem Brandanschlag auf Polizeiautos. Die Täter wurden noch nicht ermittelt, die Polizei geht aber von einem politischen Motiv aus.

Proteste waren angekündigt

Auch seitens linker Gruppen gab es Proteste. Begleitet von einem großen Polizeiaufgebot hat ein linkes Bündnis am Nachmittag gegen die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit demonstriert. Rund 300 Teilnehmer versammelten sich laut Augenzeugen in einiger Entfernung zum Bürgerfest in der barocken Altstadt, die Polizei machte keine Angaben zur Zahl der Versammelten.

Aufgerufen zu den Protesten hatte die linke Gruppe „Solidarity without limits““ („Solidarität ohne Grenzen“), die sich unter anderem gegen Nationalismus und Rassismus wendet. Das Festmotto „Brücken bauen“ bezeichneten Redner der Demonstranten als „zynisch“ angesichts sterbender Flüchtlinge auf den Fluchtrouten. Das Bündnis hatte zudem bereits im Vorfeld „dezentrale Proteste“ bei den Feiern zum eigentlichen Tag der Deutschen Einheit am Montag angekündigt.

von

Günter Schwarz – 03.10.2016