(Lübeck) – Das gesellschaftskritische Drama „Ein Volksfeind“ (En Folkefiende) des norwegischen Schriftstellers Henrik Ibsen aus dem Jahr 1882. behandelt Leitmotive wie Wahrheit, Freiheit sowie Mehrheit und Recht. „Der gefährlichste Feind der Wahrheit und Freiheit bei uns – das ist die kompakte Mehrheit.“ Fragt man, so sind natürlich alle für die Wahrheit, auch wenn sie ein bisschen was kostet. Aber wie sieht es mit der Wahrheit aus, wenn sie sehr viel mehr kostet?

Besonders beanstandet Ibsen die öffentliche Meinung, die oft als Wahrheit akzeptiert werde. Er schrieb „Ein Volksfeind“ als Antwort auf die Kritik an seinen Dramen „Nora oder Ein Puppenheim“ und „Gespenster“. Beide wurden zu seiner Zeit als skandalös betrachtet, da sich Ibsen gegen die herrschenden Konventionen wandte. Ibsens letztes Gesellschaftsdrama „Ein Volksfeind“ hatte, wie von ihm erwartet, trotz des brisanten Themas beim Publikum und der Theaterkritik Erfolg und wird auch heute noch häufig aufgeführt und als Schullektüre eingesetzt.

Trailer des Theaters Freiburg „Ein Volksfeind“

Eine Therme direkt am Strand! Tomas Stockmanns Idee brachte seinem Heimatstädtchen Reichtum. Sein Bruder Peter, Polizeichef mit besten Verbindungen in die Verwaltung, half ihm bei der Verwirklichung und verschaffte ihm seinen Job als Kurarzt. Jetzt jedoch ergibt eine von Tomas in Auftrag gegebene wissenschaftliche Prüfung: Das Bad heilt gar nicht, sondern macht krank. Giftige Substanzen, auch vom Betrieb seines Schwiegervaters, verunreinigen das Wasser. Der Kurarzt bittet die Lokaljournalisten die Ergebnisse zu veröffentlichen, um die Mehrheit der Bürger für die so notwendige wie kostspielige Rettung des Bads zu gewinnen. Das will Peter Stockmann verhindern und nimmt ebenfalls Kontakt zur Presse auf. Die Brüder werden zu Rivalen in einem Kampf um die öffentliche Meinung.

Die Medienvertreter, zwischen politischer Macht und Recht, verfolgen weitere Ziele als bloße demokratische Aufklärung. Die Wahrheit gerät in einen Strudel von persönlichen und ökonomischen Interessen, familiären Verstrickungen, Gier und Geltungsdrang, vagen Idealen und radikalen Auslegungen.

Tomas Stockmann versucht unsachlichen Motivationen und irrationalen Antrieben entgegenzuwirken, greift die Autoritäten an und verfällt selbst einem antidemokratischen Fanatismus, die „kompakte Mehrheit“ erklärt er zum gefährlichsten Feind der Wahrheit und Freiheit.

Ibsens Enthüllungsdrama aus dem Jahr 1882 erscheint in unserer Zeit, in der Populisten weltweit die Politik aufmischen und Eliten radikal anfeinden, das Internet asoziale Medien hervorbringt und globale Ökonomisierung und Digitalisierung die Öffentlichkeit verändern, hochaktuell.

Die Regisseurin Mirja Biel, die u. a. am Theater Bonn, Schauspiel Leipzig und Theater Erlangen arbeitet, begeisterte das Lübecker Publikum bereits mit ihren Inszenierungen „Der Spieler“, „Woyzeck“, „Amerika“ und „Die Ehe der Maria Braun“.

Besetzung

     – Leitung:

          – Inszenierung/Bühne Mirja Biel
          – Kostüme Katrin Wolfermann
          – Musik Richard von der Schulenburg
          – Dramaturgie Anja Sackarendt

     – Mit:

          – Doktor Tomas Stockmann, Kurarzt – Jan Byl
          – Peter Stockmann, Stadtpräsident & Vorsitzender der Kurverwaltung – Matthias Hermann
          – Katrine Stockmann, Tomas‘ Tochter, Lehrerin – Rachel Behringer
          – Morten Kiil, Unternehmer im Ruhestand – Sven Simon
          – Helene Hovstad, Chefredakteurin – Sina Kießling
          – Kristof Billing, Volontär – Patrick Berg
          – Lis Aslaksen, Verlegerin & Vorsitzende des Hausbesitzervereins – Astrid Färber
          – Bo Horster, Kapitän – Will Workmann

Die nächsten Termine

     – Sonntag, den 24. September 2017, um 18:30 Uhr – Kammerspiele
     – Freitag, den 29. September 2017, um 20:00 Uhr – Kammerspiele
     – Freitag, den 13. Oktober 2017, um 20:00 Uhr – Kammerspiele

Vorstellungsdauer ca. 2 Stunden (eine Pause)

von

Günter Schwarz – 23.09.2017